"Happiness Seriousness - A Counterpoint", so lautet der Titel des Animationskonzerts, bei dem zeitgenössische Stücke von Björn Wilker, Rebecca Saunders, Charles Ives und anderen mit Animationsfilmen etwa von Elisabeth Hobbs oder Samatha Moore, ebenfalls mit zeitgenössischen Kompositionen versehen, und Texten diverser Dichter und Philosophen (eindrücklich interpretiert von David Moss) kombiniert wurden. Dabei ging es um aktuelle Fragen unserer Zeit, um Neoliberalismus und humanes Handeln. Rutger Bregmans Gleichnis vom guten und vom bösen Wolf, die wir alle in uns tragen - und dass jener den ewigen Kampf der beiden gewinnt, den wir füttern -, stand quasi als Motto dem Abend vor. Wie sehr unsere Gesellschaft gerade am Abgrund steht, betonte auch noch Seiltänzerin Sarah Lindermayer in luftigen Höhen. Die stringente Dramaturgie von Andreas Schäfer und die zurückhaltende Regie Mirella Weingartens verliehen dem Abend einen kompakten Rahmen. Als Glücksfall kann man das Zusammentreffen des hervorragend disponierten Klangforum Wien mit dem hoch konzentrierten, souveränen jungen steirischen Dirigenten Patrick Hahn werten. Möge dieses Zusammenspiel viele Fortsetzungen finden. - Kronenzeitung
Das Pionierkonzert hatte jedoch viel mehr zu bieten als die atonisch begleitende Musik der Animationsfilme. Ein zusätzliches Highlight bildete die Seiltänzerin Sarah Lindermayer, die schwerkraftlos durch die philosophische Stimmung des Abends tanzte. David Moss als der Vokalsolist agierte als Vermittler und wandelte Töne in Wörter um. Alle diese Komponente ergab eine visuelle wie auditive harmonische Gesamtheit, die keine Wünsche offen ließen.
Das Publikum musste mit vielen philosophischen Konfrontationen des Vokalsolisten umgehen, die in einem dramaturgischen Monolog eingebunden waren. Dieser Teil der Performance hinterließ Gedankenansätze, mit denen man sich auch nach der Veranstaltung noch beschäftigte.
Anhand der musikalischen Darstellung erzeugte das Klangforum Wien eine äußerst besondere Stimmung, die einen in die Animationsfilme eintauchen ließen. Der rote Faden, der sich durch die Performances zog, kreierte eine intensive und erinnerungswürdige Abrundung der Veranstaltung.
Mit all den zusammenspielenden Teilen der Veranstaltung wurde eine besondere Atmosphäre errichtet, die ich zuvor bei keiner anderen Veranstaltung erlebt habe. - Kulturjahr 2020