«Tubeland» ist spektakulär, was das Akrobatische und die Idee an sich anbelangt, trotzdem ist es alles andere als ein Spektakel. (...)
Es tropft und plätschert in der Dunkelheit, sodass sich eine geradezu besinnliche Ruhe einstellt, die Geborgenheitsgefühle weckt. Ein Lichtstrahl macht sichtbar, dass von der Decke riesige Plastikschläuche herunterhängen wie organische Membrane, unterschiedlich schillernd, je nach Beleuchtung. Das Plätschern ist echt, keine Soundkulisse, denn die fünf Schläuche führen zu einem schwarzen, kreisrunden Teich, der in der Dunkelheit zuerst wie ein Spiegel wirkt. Die Musik des Bassisten und Komponisten Mich Gerber hat Sogwirkung, wie ein menschlicher Herzschlag oder ein regelmässiges Atmen begleitet sie, was vor sich geht. (...) Was auf der Bühne geschieht, ist ein ständiges Oszillieren zwischen Gut und Böse, Schmerz und Erlösung. (...) Letztlich gelangen die Tänzer einer nach dem anderen durch die Öffnung der Schläuche in den Teich, und es beginnt zu regnen – eine Erlösung nach dem Kampf evoziert am Ende wieder ganz stark die Idee einer Geburt.
Es plätschert und wird wieder dunkel wie zu Beginn. Etwas Spirituelles muss da geschehen sein, man fühlt sich wie nach einer japanischen Tee-Zeremonie oder gar einer Zen-Übung, nur der frenetische Applaus des Publikums holt einen zurück ins Hier und Jetzt.
Berner Zeitung
«Tubeland» - seit langem wieder ein Stück für die Bühne der Dampfzentrale - findet sich auf keiner Karte, denn «Tubeland» findet innerhalb der Menschen statt. In der neuesten Produktion von öff öff productions bilden fünf transparente, vertikal aufgehängte Tunnels (Tubes) die dreidimensionale Bühne für drei Tänzerinnen und drei Tänzer. Horizontal ist einzig eine Wasseroberfläche unter ihnen, die spiegelt, was geschieht.
In diesem Raum stellen die Tänzer Beziehungsfelder her, wie es sie auf dem Bühnenboden nicht gäbe. Sie zeigen gefühlsstarke und überraschende Bilder von Aufsteigen, Zusammenhängen, Entgleiten, Abfallen.
Die Tänzer begeben sich durch die Tubes zu ihrer eigenen Durchlässigkeit und Transparenz, immer gespiegelt vom dunklen Wasser unter ihnen. Ihr Weg gleicht der Suche nach dem, was bestehen bleibt, wenn die Grenzen zwischen Innen und Aussen aufgehoben werden."
Kulturcheck